Kurz erzählt
Die CDU hat sich mehrheitlich gegen das Konzept von Kaestle – zum jetzigen Zeitpunkt – entschieden.
Kaestle diagnostiziert, dass der Kunstpfad für viele BürgerInnen sehr abstrakt geblieben ist und dass bei manchen von ihnen Desinteresse bis hin zur Ablehnung die Folgen sind. Daher bedarf es seines Erachtens eines umfassenden Vermittlungsprogramms und des diskursiven Einbindens interessierter Bürger. Dazu braucht es eine Recherche-Akademie. Im Fall einer in Phase 2 folgenden Umsetzung von Kunst im öffentlichen Raum ist jedoch unbedingt eine Kuration erforderlich. Phase 1 ist eine Rercherche- Akademie. Sie hat ein Gesamtfinanzierungsvolumen von Euro 115.000, davon trägt die Gemeinde Jesteburg maximal Euro 15.000. Am Ende entstehen also durch die Akademie keine Kunstwerke für den Kunstpfad, sie bereiten diese nur vor.
Das Finanzierungsvolumen passt nicht in die Zeit. Für dieses Ziel stehen aus CDU-Sicht der enorme finanzielle Aufand in keinem akzeptablen Verhältnis zum auch unter optimalen Bedingungen erwartbaren Ergebnis. Für Phase 2 übrigens liegen von Herrn Kaestle keinerlei Kostenschätzungen vor. Als Partei der wirtschaftlichen Vernunft erwartet die CDU zumindestens eine grobe Schätzung des Gesamtbudgets und natürlich Vorschläge zur Gesamtfinanzierung. Das gesamte Projekt ist nicht durchfinanziert.
Die Kunstkommission hatte nur einen Vorschlag für den Kunstpfad erarbeitet. Mithin also konnte der Rat nur eine Entscheidung über Ja oder Nein treffen. Dieses war der CDU deutlich zu wenig. Wir haben in der Ratssitzung daher erbeten, dass die Kunstkommission weitere Vorschläge über die zukünftige Entwicklung des Kunstpfades bis Dezember vorlegt, damit die Bürger und die politische Gemeinde eine echte Wahl zwischen wenigstens drei Alternativen haben und aus der Vielfalt unterschiedlicher Konzepte eine „Gute Wahl“ treffen können.
Die CDU ist fest davon überzeugt, dass mit kleinem Budget und regionaler Künstlerbeteiligung andere, lebendige Konzepte auch den Kunstpfad erlebnisreich gestalten können.
Die Grünen, die SPD und die parteilose Frau Neudert haben unseren Vorschlag nicht aufgenommen und für das Kaestle-Konzept einer Recherche-Akademie gestimmt.
Wie sagte einmal Bertold Brecht sinngemäß: „Die mühsamste und beschwerlichste Vorwärtsbewegung ist der Weg zurück zur Vernunft.“
Die ausfühliche Version 😉
CDU- Fraktion hat gegen das Konzept von Herrn Kaestle gestimmt.
In der Sitzung des Gemeinderates vom 15.07.2020 haben SPD gemeinsam mit den Grünen und Frau Neudert (parteilos) für das Konzept des Kunstvermittlers Thomas Kaestle aus Hannover gestimmt.
Die CDU hat sich mehrheitlich gegen das Konzept von Kaestle – zum jetzigen Zeitpunkt – entschieden.
Das vorliegende Teilkonzept ist die Phase 1 : Eine Recherche-Akademie
Ein zweiphasiges Projekt soll Neukonzeption und Fertigstellung des Kunst- und Naturpfades auf eine Breite gesellschaftliche Basis stellen. Kaestles Anspruch ist ein Projekt über den Zeitraum von insgesamt vier Jahren mit Modellcharakter für Niedersachsen und darüber hinaus zu schaffen.
Kaestle führt aus, dass der Kunst-und Naturpfad sich den lokalen Befindlichkeiten in der Bürgerschaft und in der Politik stellen muss. Er diagnostiziert, dass er für viele BürgerInnen sehr abstrakt geblieben ist und das bei manchen von ihnen Desinteresse bis hin zur Ablehnung die Folgen sind.
Daher bedarf es seines Erachtens eines umfassenden Vermittlungsprogramms und des diskursiven Einbindens interessierter Bürger. Im Fall einer Umsetzung von Kunst im öffentlichen Raum ist jedoch unbedingt zusätzlich eine Kuration erforderlich.
Im Zeitraum von Juni 2021 bis Juli 2022 sollen durch von Kaestle ausgewählte Künstler zwölf Rechercheaufenthalte stattfinden. Hinzu kommen Vorträge und Tagungen in Jesteburg sowie Ausflüge nach Hamburg, Bremen und Hannover. Kaestle kennt Arbeiten aller von ihm hier vorgeschlagenen Künstler persönlich. Sie sollen für Kunst im öffentlichen Raum in Jesteburg auf dem Kunstpfad werben und begeistern. Dabei verbleibt die Fachentscheidung über die aufzustellenden Kunstwerke in konzeptioneller, ästhetischer und struktureller Natur allein den Kunstexperten und dem Kurator vorbehalten.
Das Projekt Rercherche- Akademie hat ein Gesamtfinanzierungsvolumen von Euro 115.000. Bis jetzt hat die Gemeinde Euro 3.000 für die Konzepterstellung und das Copyright an Herrn Kaestle bezahlt. Hinzu kommen Euro 2.000 als Honorar für Herrn Käestle bei Einwerbung der Finanzmittel in Höhe von Euro 105.000. Dann werden zusätzlich noch mal Euro 10.000 als Finanzbeitrag der Gemeinde Jesteburg für diese Recherche-Ackademie fällig. Finanzieller Beitrag der Gemeinde Jesteburg insgesamt:Euro 15.000 – allerdings ohne ein einziges Kunstwerk dafür zu erhalten.
Käestle rechnet nicht mit einer großen Resonanz in der Jesteburger Bevölkerung, unterstellt aber Multiplikatoreneffekte seitens der teilnehmenden Bürger. Indem er einen BLOG“ mit Euro 6.000 Kostenkalkulation startet und einer abschließenden Buchveröffentlichung mit Euro 18.000 soll die Reichweite erhöhen.
Am Ende dieses Prozesse entstehen also keine Kunstwerke für den Kunstpfad. Diese sollen dann im Anschluss in einer Phase 2 ausgewählt werden. Es handelt sich hier lediglich um eine Akademie als gemeinsame Recherche: also eine Art Findungsprozess, ob und welche Kunst wo im öffentlichen Raum in Jesteburg aufgestellt werden soll.
Über Euro 100.000 wird das Projekt kosten, und was für einen Wert erhalten wir Jesteburger dafür?
Für dieses Ziel stehen aus CDU-Sicht der enorme finanzielle Aufand in keinem akzeptablen Verhältnis zum auch unter optimalen Bedingungen erwartbaren Ergebnis. Schon gar nicht, wenn sich die Jesteburger Bürger in der Samtgemeinde an der Akademie nicht direkt durch Besuch seiner Veranstaltungen beteiligen, wie Kaestle schon proaktiv befürchtet.
Das Finanzierungsvolumen ist im Hinblick auf die Zielsetzung des Projektes aus unserer Sicht nicht angemessen und passt nicht in die Zeit, zumal auch in 2021 viele Bürger noch unter den negativen Auswirkungen der Corona-Krise leiden werden. Zudem ist das erst „Phase1“. Danach soll, läuft es nach Kaestle´s Plan, erst die Auswahl und Anschaffung der Kunsexponatet kommen. Wie gesagt, auf Experten-Niveau. Die daraus resultierenden Folgekosten für ein Kunstexponat können nach vorsichtigen Schätzungen von Frau Dr. Mayr als ehemalige Leiterin der Kunstkommission auf etwa Euro 20.000 zuzüglich Nebenkosten beziffert werden. Macht bei beispielsweise sechs Exponaten dann schon mal bis zu Euro 150.000. Hinzu kommt ein jährlich einzustellendes Budget seitens der Gemeinde für Pflege und Erhalt der Kunstwerke.
Für Phase 2 übrigens liegen von Herrn Kästle keinerlei Kostenschätzungen vor.
Phase 2 ist die Umsetzung, also die Anschaffung von Kunstexponaten für den öffentlichen Raum in Jesteburg. Diesen Punkt haben Ratsmitglieder der CDU in der Ratssitzung als nicht akzeptabel kritisiert. Man stelle sich vor: Phase 1 ist mit einem sechstelligen Betrag abgeschlossen und die Jesteburger wollen keine kuratierte Kunst von Herrn Kaestle und seinen Künstlern auf dem Kunstpfad. Als Partei der wirtschaftlichen Vernunft erwartet die CDU zumindestens eine grobe Schätzung des Gesamtbudgets und natürlich Vorschläge zur Gesamtfinanzierung. Wer stellt die Mittel zur Verfügung und wie belastbar und verlässlich sind die Geldgeber? Das gesamte Projekt ist nicht durchfinanziert.
Zusätzlich durch corona-bedingte Steuerausfälle dürfte sich die Haushaltslage bei steigenden Ausgaben der Gemeinde Jesteburg in den kommenden Jahren deutlich anspannen. Besteht daher die Gefahr, dass Jesteburg im geplanten Umsetzungszeitraum Finanzmittel in dieses Projekt geben muss, die dann für andere Kultureinrichtungen, wie zum Beispiel Jesteburger Podium und Naturbühne, und freiwillige Leistungen, wie zum Beispiel das Freibad, Vereinsunterstüzung, fehlen werden?
Henning Buss hierzu mit einem Appell an den Jesteburger Rat: „Ich kann es daher mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, zum jetzigen Zeitpunkt ein derartiges Projekt anzuschieben, für das viele (zumindest aktuell) kein Verständnis haben und bitte alle persönlich noch mal zu überlegen, welche Auswirkung eine solche Entscheidung aktuell gesellschaftlich hat; auch wenn sie das Projekt an sich gut finden. Ich kann daher nur darum bitten – verschiebt das Projekt bis die Einsicht der Bürger da ist – z. B. Anfang 2021 – jetzt ist es ein absolut falsches Signal an die Gesellschaft bzw. die Bürger Jesteburgs.“
Angesichts dieses Befundes hat sich die CDU von folgenden Gedanken leiten lassen:
Natur- und Kunstpfad sind eng mit der Kunststätte Bossard verbunden.
Frau Dr. Mayr hatte seinerzeit in ihrem Konzept zum Kunstpfad ausgeführt, dass konzeptionell ein deutlich stärkerer Bezug der künstlerischen Arbeiten zur Kunststätte Bossard als Zielpunkt des Kunstpfades herzustellen ist. Dieses ist Beschlusslage im Rat. Solange keine erneute wissenschaftliche Aufarbeitung vorliegt, sollte nach Meinung der CDU der Kunstpfad nicht beplant und mit öffentlicher Kunst weiterentwickelt werden. Die Bestimmung und der Beschluss zum Natur-und Kunstpfad sind, den Ort und die Kunststätte Bossard durch ihn zu verbinden. Das ist für die CDU eine nicht verhandelbare Bedingung. Wir Jesteburger haben mit der Kunststätte Bossard ein weit über unsere Gemeindegrenzen, sogar europaweit gesehen, einmaliges Gesamtkunstwerk.
Kunstkommision hat lediglich das Kaestle-Konzept vorgestellt.
Die Kunstkommission hatte nur einen Vorschlag für den Kunstpfad erarbeitet. Mithin also konnte der Rat nur eine Entscheidung über Ja oder Nein treffen. Dieses war der CDU deutlich zu wenig, denn es birgt, wie die Abstimmung zeigt, das Potenzial zur Spaltung. Wir haben in der Ratssitzung daher erbeten, dass die Kunstkommission weitere Vorschläge über die zukünftige Entwicklung des Kunstpfades bis Dezember vorlegt, damit die Bürger und die politische Gemeinde eine echte Wahl zwischen wenigstens drei Alternativen haben und aus der Vielfalt unterschiedlicher Konzepte eine „Gute Wahl“ treffen können.
Diese mit Augenmaß abgewogenen Argumente und die detaillierte Analyse des Recherche-Konzeptes haben die CDU-Fraktion mehrheitlich bewogen, gegen das Konzept zu stimmen.
Gibt es Alternativen zum Kaestle Konzept?
Die CDU ist davon überzeugt, dass mit anderen Konzepten und kleinem Budget sowie regionaler Künstlerbeteiligung der Kunstpfad entwickelt und weiterentwickelt werden kann. Dabei bildet für uns der Bossard-Bezug ein entscheidendes Kriterium.
Leider haben die Grünen, die SPD und die parteilose Frau Neudert unseren Vorschlag nicht aufgenommen und für das Kaestle-Konzept einer Recherche-Akademie gestimmt.
Wie sagte einmal Bertold Brecht sinngemäß: „Die mühsamste und beschwerlichste Vorwärtsbewegung ist der Weg zurück zur Vernunft.“
Nun bleibt abzuwarten, ob die benötigten 100.000 Euro Förder- und Sponsorengelder in dieser besonderen Zeit tatsächlich eingeworben werden können.
Dr. Reinhard Feldhaus Bernd Jost
Parteivorsitzender und Ratsmitglied Stellv. Parteivorsitzender, Ratsmitglied

